VISION

„Many uncharted opportunities exist for museums and staff in all areas of museum work to respond creatively to the social challenges and the issues facing the communities they seek to serve.”


Jocelyn Dodd und Richard Sandell, Introduction: The Cultural and the Social, in: Dies. (Hg.), Including Museums: Perspectives on Museums, Galleries and Social Inclusion, Leicester 2001, S. 5.

 

Unsere Vision ist das Inklusive Museum – also kurz gesagt: ein Museum, das sich der Vielfalt der Gesellschaft und den Herausforderungen ungleicher Teilhabechancen stellt.

 

Wir favorisieren innovative Ausstellungsformate und Sammlungskonzepte, durch die allgemein wenig beachtete gesellschaftliche Themen und Gruppen sichtbar, hörbar, wahrnehmbar werden bzw. sich selbst Gehör verschaffen. Durch multiperspektivische Zugänge wollen wir der Pluralität von Gesellschaft Rechnung tragen.

 

Dies haben wir in Bezug auf die Themen Migration und Stadtgeschichte bereits zu Beginn unserer gemeinsamen Arbeit erprobt: In der von uns für das Berliner FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum kuratierten Ausstellung „ortsgespräche“ wird die Geschichte eines Stadtteils als Geschichte all seiner Bewohner*innen erzählt – als Geschichte von Migrant*innen unabhängig ihres rechtlichen Status, ihren Nachkommen, Einheimischen und neu Zugewanderten – als integrierte oder inklusive Stadtgeschichte.

 

Dieser inklusive Zugang, so unsere Überzeugung, ist auf alle Aspekte gesellschaftlicher Diversität und auf alle (kultur)historischen Themen anwendbar.

 

Diesen Ansatz – diversitätssensibel, intersektional und inklusiv – haben wir seither in zahlreichen Projekten zum Maßstab unserer Arbeit gemacht. Der Ansatz erfordert zugleich immer wieder auch die Reflektion der eigenen Arbeit und die Offenheit für Diskurse. Durch unsere Zusammenarbeit mit People of Colour / Schwarzen Expert*innen seither konnten wir auch unseren Blick auf Rassismus und auf eine antirassistische Praxis in der Museumsarbeit schärfen.

 

Die Übersetzung unseres theoretischen Anspruchs in spannende, allgemein gut verständliche und innovative Ausstellungen treibt uns an, ist fordernd und bereichernd zugleich.

 

Wesentliches Element der inklusiven Sammlungs- und Ausstellungsarbeit im Museum ist die Partizipation der glokalen Community. Mit dem Begriff der glokalen Community meinen wir die Personen, Gruppen und Organisationen im Einzugsbereich eines Museums, die im Austausch oder Diskurs mit dem Museum stehen bzw. aus Sicht des Museums idealerweise stehen sollten. Sie umfasst das ganze Spektrum gesellschaftlicher Vielfalt: Alte und Junge, Frauen, Männer, LSBTI*, Menschen mit und ohne Behinderung, Menschen mit mehr und mit weniger Zugängen zu Schulbildung, Schwarze, People of Colour, weiße Menschen, Menschen mit unterschiedlichen Migrationsbiographien und ohne, Menschen mit mehr oder wenig materiellem Reichtum, mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen usw. usf.

 

Um die Vielfalt der glokalen Community – und nicht allein das herkömmliche Museumspublikum – anzusprechen und einzuladen, ist ein neues Selbstverständnis von Museen erforderlich. Die Partizipation der glokalen Community setzt voraus, dass das Museum institutionenkritisch seine eigenen Strukturen reflektiert und sich öffnet. Hiermit ist auch eine Neubewertung der Rolle der Kurator*innen verbunden. Die Kurator*innen übernehmen im Inklusiven Museum verstärkt die Rolle von Moderator*innen, Begleiter*innen, Mediator*innen und auch immer wieder von Lernenden.

 

Schließlich sollte sich die Pluralität der Gesellschaft auch in der Mitarbeiterschaft abbilden. Der Zugang von Menschen mit Migrationsbiographie, von Schwarzen oder People of Colour in (gehobene) Positionen im Museum ist eine der zentralen politischen Herausforderungen in Bezug auf die die Schaffung Inklusiver Museen.